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Karl Friedrich Schinkel

.... Meister, der nicht aus dem Vollen schöpfen konnte

 

In seiner Kindheit hatte Preußens oberster Baumeister Karl Friedrich Schinkel (1781- 1841) ein traumatisches Erlebnis. Beim Brand seiner Heimatstadt Neuruppin, 1787, verausgabte sich sein Vater, der Superintendent Johann Cuno Christoph Schinkel, dermaßen, daß er zwei Monate später an den Folgen einer Lungenentzündung starb, die er sich beim Lauf zur Brandstelle zugezogen hatte. Die Geschichte wurde von Theodor Fontane, dem anderen berühmten Neuruppiner, in den Wanderungen durch die Mark Brandenburg ausführlich geschildert.

Nach dem Tod des Vaters siedelt die Familie 1794 nach Berlin über.

 

Während seiner Lehrzeit, bei Friedrich und David Gilly, Mitgliedern der Französischen Kirche zu Berlin, war er zugleich Student an der neu eröffneten Bauakademie. In diese Zeit fällt die Fertigstellung des Temple de Pomona auf dem Pfingstberg in Potsdam, das erste Bauwerk des damals 19jährigen.

In den Jahren 1803-1805 unternahm er die obligate Italienreise, die ihn sehr prägte und im Entwurf von Bauten in reinstem, nach griechischen Vorbildern abgeleiteten Klassizismus bestärkte (s. Schauspielhaus und Altes Museum). Eine Maxime Schinkels lautete fortan:  "Wir müssen das, was die christliche Religion in die Kunst gebracht hat, aufnehmen und unter den Einflüssen der Schönheitsprinzipien, welche das heidnische Altertum lieferte, weiter fortbilden und zu vollenden streben".

1809 heiratet Schinkel Susanne Berger, Tochter eines Stettiner Kaufmanns. Beide bekamen vier Kinder.

Während der Napoleonischen Besetzung meldet sich Schinkel 1813 zum Landsturm, bliebt aber in Berlin. Aus dieser Zeit stammt sein Entwurf des Eisernen Kreuzes der höchsten militärischen Auszeichnung für alle Dienstgrade.

An den großen preußischen Reformen beteiligte er sich mit Vorschläge zur Umgestaltung des staatlichen Architekturstudiums.

 

Ähnlich prägend wie die Italienreise wurde 1826 die Studienfahrt nach Paris und London. Die sich dort entwickelnde nüchtern funktionale Ingenieurarchitektur des industriellen Englands beeindruckten Schinkel und trugen zu einem Stilwandel bei, der eine Loslösung von historischen Formen bewirkte, zugunsten eines ganz von konstruktiven Mitteln bestimmten, zukunftsweisenden Stils.

Schinkel wurde zu einem äußerst vielseitigen, unkonventionellen Architekten. Als Beispiel sei hier nur die Bauakademie in Berlin genannt (1961 nach Kriegsschäden abgerissen, Wiederaufbau geplant), an der er alle modernen Konstruktionsprinzipien anwandte und die Funktionalität in den Vordergrund stellte. Die Bauakademie gilt als ideale Vermischung griechischer (ästhetischer) und gotischer (funktionaler) Elemente. Der Bau beeinflußte dank seiner Modernität die folgenden Architektengenerationen, bis hin zu Martin Gropius.

Aber Schinkel war auch Maler, der beachtliche Landschafts- und Architekturzeichnungen anfertigte. Sein Spektrum reichte von einfachen Skizzen über Aquarelle bis zu Gemälden und großen Dioramen. In der Vorhalle des Alten Museums in Berlin führte er die Wandmalereien aus.

Darüber hinaus leistete Schinkel Beachtliches als Bühnenbildner. Seit etwa 1800 beschäftigte er sich mit Entwürfen für Theateraufführungen. Am bekanntesten sind seine Entwürfe für Mozarts Zauberflöte. Diesen folgten noch viele weitere, z.B. für Stücke von Schiller, Goethe und Kleist.

Nicht genug damit, selbst als Designer lieferte Schinkel herausragende Vorlagen. Er entwarf viele Möbel (u.a. für das Berliner Schloß), wie Stühle, Tische, Betten, Sofas, Schränke, dazu Kronleuchter, aber auch Fußbodenbeläge, Bauschmuck und Eisengebilde. Ferner beschäftigte er sich mit kleineren Gegenständen wie Bilderrahmen, Vasen und Geschirr sowie mit Stoffdekorationen.

Verbürgt ist schließlich, daß der berühmte Architekt, Stadtplaner, Designer, Bühnenbildner, Gestalter höfischer Feste und nicht zuletzt Vater der Denkmalpflege in Preußen stets auf die Feuersicherheit seiner Bauten achtete, wie das Beispiel des Eisernen Vorhangs im Schauspielhaus in Berlin zeigt.

 

Die äußeren Bedingen für das Bauen seinerzeit waren im krisengeschüttelten Preußen eher schlecht. Die Forderung seines knauserigen Königs Friedrich Wilhelm III. lautete "Bau'n Se billig, Schinkel". Aber das wurde zur Herausforderung und hatte schließlich sein Gutes. Der Architekt wurde so zu seinen vielgerühmten innovativen Entwürfen geradezu gezwungen, wie die Beispiele Friedrichswerder'sche Kirche und Bauakademie in Berlin zeigen. Er wurde zum Meister, der es verstand, Ästhetik und Zweckmäßigkeit in Einklang zu bringen.

Aber auch seine Umbauten an der Französischen Kirche in Potsdam demonstrieren - bei allem bekannten Respekt Schinkels vor v.Knobelsdorff - selbstbewußte Unbekümmertheit und Sparsamkeit. Wer die Knobeldorff'schen Kirchenbänke sucht, wird an der Verschalung der Schinkel'schen Kanzelwand fündig.

Schinkel beschäftigte sich zentral und tiefgehend mit Fragen des protestantischen Kirchenbaus. Nur wenige seiner zahlreichen entwürfe wurden ausgeführt (Nikolaikirche in Potsdam). Doch leistete er auch mit seinen Entwürfen einen wesentlichen Beitrag zur Theorie und Praxis des Kirchenbaus, die Auswirkungen bis in unsere Tage zeigen.

 

Schinkels Leistungen blieben nicht unumstritten. Ihm wurde vorgehalten, Stile zu kopieren und zu mischen, z.B. antikisierende und gotisierende Elemente zu verbinden. Auch zeigte er gelegentlich wenig Respekt vor Überkommenem. So entwarf er einen Königpalast auf der Akropolis für den 1832 zum König von Griechenland ernannten Otto von Bayern.

 

Heute gelten die Bauwerke Schinkels als vollkommene Verbindung von Funktionalität und harmonische Schönheit. Sie zeichnen sich bei sparsamer Verwendung von Dekor aus durch Geschlossenheit, Klarheit und Zweckbestimmtheit.

Seine Werke sind reinster Ausdruck deutscher Klassik und bilden  in der Baukunst einen Höhepunkt des europäischen Klassizismus. Schinkel gilt als der bedeutendste Baumeister des deutschen Klassizismus.

 

Ab 1836 erkrankt Karl Friedrich Schinkel oft und mußte wiederholte Kuraufenthalte absolvieren. Er erlitt einen Schlaganfall, der anhaltende Bewußtlosigkeit zur Folge hatte. Sein Leben endete 1841 recht kläglich und viel zu früh.

Unter hoher Ehrung wurde Karl Friedrich Schinkel auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof der Französischen Kirche zu Berlin begraben.

 

 

 

Zur Geschichte der Französisch-Reformierten Gemeinde Potsdam zwischen 1662 und 1953 

Manoury, Karl

 

Die sonderbare Geschichte der Französischen Gemeinde zu Potsdam - Ein Rückblick 1973 

Rutenborn, Günter

 

Das königliche Geschenk - 250 Jahre Französische Kirche 

Kamp, Silke

 

Potsdamer in der Französischen Kirche am 23.September 1753 

Kamp, Silke

 

Die Französischen Kirche und das Wasser 

Kamp, Silke

 

 

   

 

 

   

 

   

 

Stand: 19. Februar 2020

 

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