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Startseite Französische Kirche Bedeutung der Französischen Kirche

 

Aus der Baugeschichte
der Französischen Kirche

.... amphitheatralisches Oval, Pferdestall, Kriegsschäden und Wundergeschichte

 

Die Französische Kirche wurde zwischen 1750 und 1753 von bedeutenden Künstlern geschaffen.

Georg Wenzeslaus v.Knobelsdorff (1699-1753), der Architekt von Schloß Sansscouci, entwarf das Bauwerk.

Jan Bouman (1706-1776), der Baumeister des Holländischen Viertels, leitete die Bauausführung.

Für den bildhauerischen Schmuck im Portikus sorgten die weithin bekannten Brüder Friedrich Christian Glume (1714-1752) und Carl Philipp Glume (1724-1776).

Friedrich II. schenkte unserer Gemeinde die Kirche am 16.September 1753, dem Todestag seines Freundes und Lieblingsarchitekten G.W.v.Knobelsdorff.

Die heutige Innengestalt geht auf Karl Friedrich Schinkel (1781-1841) zurück.

 

Der Bauplatz

Der Standort der Kirche wurde nicht nur städtebaulich geplant, ausschlaggebend war auch die unmittelbare Nähe des Französischen Quartiertes.

Das Baugelände war sehr sumpfig und erst 1733 dem Stadtgebiet eingegliedert worden. Jan Bouman, der holländische Baumeister der Kirche und des benachbarten Holländischen Viertels hatte das Terrain 1737 bis 1739, ganz in holländischer Manier, mittels des Holländischen Bassin, in dem das Wasser gesammelt wurde, trocken legen können. Das Bassin, an dessen Südostecke die Französische Kirche errichtet wurde, war von einem lindenbesäumten Spazierweg eingefaßt.

Die Anlage der Fundamente in dem sumpfigen Grund war schwer kalkulierbar und keine leichte Aufgabe. Sie wuchs sich zu einer ingeniertechnischen Spitzenleistung aus. Erst in einer Tiefe von 6 m, nachdem eine mächtige Morastschicht durchschachtet war, fand sich sicher Baugrund. Die Sicherung der Baugrube wurde sehr aufwendig und auch die Baurüstung mußte in besonderer Weise ausgeführt werden, um sie vor dem Einsinken in den wenig tragfähigen Untergrund zu bewahren.

 

Der Knobelsdorff'sche Neubau

Die gesamte Konstruktion des ovalen Baus mit einem Ausmaß von ca. 15:20m, der Anleihen beim Pantheon von Rom nachgesagt werden, wurde, wie erst während der Renovierung entdeckt, aus einem Rechteck heraus entwickelt. Die Proportionen eines Rechtecks definieren die Achsen und Radien des Bauwerkes und verhelfen ihm zu seinem Ebenmaß.

Das Problem aufsteigender Nässe wurde durch den Einbau einer Kalksteinschicht knapp unter der Erdoberfläche perfekt gelöst.

Statisch Aufsehen erregend ist die Kuppelkonstruktion, die keine einfache Rotationssymmetrie aufweist. Selbst Schinkel bezeichnete sie später als sehr gewagt, weil sie freischwingend errichtet wurde.

Die Kirche wird über eine Freitreppe durch einen Portikus betreten. Der Portikus wird durch vier freistehende dorische Säulen, auf denen ein Giebelfeld ruht, gebildet.

In Nischen links und rechts neben dem Eingang stehen überlebensgroße allegorische Figuren. Darüber sind zwei Reliefs mit biblischer Thematik angebracht. Unmittelbar über dem Eingangsportal findet sich eine plastisch ausgeführte Tafel mit der in römischen Ziffern geschriebenen Zahl 1752, dem Jahr in dem die Kirche äußerlich fertig gestellt war.

Das schlichte Giebelfeld des Portikus ziert eine stilisierte Sonnengloriole, im Zentrum mit dem vergoldeten Tetragramm, den hebräischen Buchstaben des Gottesnamens.

Der Innenraum war amphitheaterhaft mit einer umlaufenden Holzempore arrangiert. Die Kanzel befand sich dem Eingang gegenüber. Ganz in hugenottisch/reformierter Art war die Kirche frei von kirchlichem Zierrat. So wie heute gab es keine Kreuze, kein Taufbecken und keinerlei figürliche Ausgestaltung. Die Wände waren in barockem Rosa gehalten, das Gestühl wahrscheinlich in weiß. Die sieben großen klaren Fenster sorgten für einen ausgesprochen lichten Eindruck.

Auf eine Orgel wurde zunächst auch bewußt verzichtet. Man sang kräftig aus den 150 Psalmen. Eine Orgel wäre da eine Fehlinvestition. Erst im Zuge der "Aufklärung" wurde 1787 ein kleines Instrument angeschafft und links neben der Kanzel zu ebener Erde plaziert.

 

Erste Schäden

An der Kirche, besonders der Kuppel wurden schon bald Reparaturen nötig. Mehrere Male fielen Putz- und Steintrümmer aus der Kuppel in das Kirchenschiff. Die anfängliche bald undichte Bleiabdeckung wurde schon nach wenigen Jahren durch Kupfer ersetzt.

Während der napoleonischen Besetzung von 1806 bis 1808 nahm die Kirche schweren Schaden. Sie wurde als Kavallerie-Fouragemagazin mißbraucht. Die Innenausstattung demolierte das Militär. Die schon weithin inkulturierten Hugenotten, die ein altes vorrevolutionäres Französisch sprachen, und die forschen, sich avantgardistisch verstehenden französischen Militärs waren sich gleichermaßen fremd begegnet. Nach dem Rückzug der Armee Napoleons, waren die Gemeinde, Potsdam und der König verarmt. An eine Renovierung gerade der Französischen Kirche war zunächst nicht zu denken.

 

Der Schinkel'sche Umbau

Zwischen 1832 und 1834 wurde der Innenraum der Kirche nach Entwürfen von K.F.Schinkel umgestaltet.

Er inspizierte die Kirche und befand deren Zustand als beklagenswert: Das Gestühl war angefault und stark wurmstichig, die Fenster waren z.T. vernagelt, die Bodenziegel hatten sich derart verworfen, daß man allenthalben zu stolpern drohte, auch die Bänke standen nicht länger sicher.

Geplant war ein regelrechter Umbau, einschließlich des Anbaus einer Sakristei, damit die Gemeinde der Nikolaikirche hier mit unterkommen konnte, solange ihre Kirche völlig neu errichtet wurde.

Schinkel ging mit Respekt vor Knobelsdorffs ans Werk. So verwarf er alle amtlichen Absichten in die Knobelsdorff'sche Substanz einzugreifen. Das hieß z.B., eine Sakristei wurde nicht angebaut. Im Innern verlagerte er aber den Schwerpunkt der Kirche aus der Mitte hin zu der von ihm konzipierten Kanzelwand. Damit wurde das egalitäre - sehr reformierte - Knobelsdorff'sche Oval aufgebrochen und der Kirche eine eher frontale Ausrichtung gegeben. Ihr überaus schlichter hugenottisch reformierter Charakter blieb aber bewahrt. Schinkel verwandte eine sehr konzentrierte Formensprache ohne Eintönigkeit aufkommen zu lassen. Lediglich im Bereich der Kanzel wurden einige Felder in freier Ornamentmalerei gestaltet.

Das Gestühl wurde schwungvoll und in dichter Abfolge auf die Kanzel hin ausgerichtet angeordnet. Auch eine neue tiefere Empore, die über zwei elegante Wendeltreppen zugänglich ist, schuf Platz für zusätzliche Besucher. Damit gelang es, die Anzahl der Plätze mehr als zu verdoppeln.

Um durch die verbreiterte Empore und die Kanzelwand, die das Nordfenster abdeckt, die Lichtverhältnisse der Kirche nicht zu beeinträchtigen, wurden unter den Fenstern breite tiefe Lichtschächte ausgestemmt. Um die Statik der Wände, die den enormen Horizontalschub der Kuppel aufzunehmen haben, weiter zu gewährleisten, wurden zwei neue Ringanker gesetzt.

Die Kuppel wurde diesmal mit Zinn eingedeckt.

 

Ausbesserungen und wilhelminische Überprägung

Bereits 1843 wurden Reparaturen an der kaum zehnjährigen Kanzelwand erforderlich. Die Dämmung der Außenwände funktionierte, nicht so die Gründung der Kanzelwand. Der feuchte Baugrund förderte die Ausbreitung von Schwamm, der es gefahrvoll machte die Kanzel zu betreten und der auch auf das Gemäuer übergriff.

Um die eingetretenen Schäden zu beheben, wurde die Kirche 1856/57 geschlossen. Im Zuge der Sanierung wurden auch eine Gasheizungsanlage und eine Gasbeleuchtung installiert, sehr zum Nachteil der Orgel, die immer wieder umfangreich instand gesetzt werden mußte.

Farblich wurde stark aufgetragen. Die hellen graugrünlichen Farbtöne, in denen Schinkel die Ausstattung gehalten hatte, wurden dunkelbraun-schwarzgerändert Überstrichen. Der Raum unter dem Emporen wurde von dem darüber abgesetzt.

1881 wurde die Kirche erneut - diesmal für mehr als zwei Jahre geschlossen. Die undichte Abdeckung machte eine generelle Rekonstruktion des Hauptgesims und der Kuppel erforderlich. Parallel wurde eine unvorteilhafte Modernisierung der Ausstattung und farblichen Fassung des Innenraums in Angriff genommen. - Die einst lichtgelbe Kuppel wurde mit Stuckkassetten und Rosetten versehen, die die Flachkuppel optisch überhöhten. Farblich faßte man diese Dramatisierung in blau, rot und gold. Das Dunkelbraun wurde aufgehellt, plastische Strukturen wurde durch braun Linien eingefaßt, die in diverse Ornamente ausliefen.

In den oberen Teil der Kanzelwand - eins Palmetten geschmückt - wurde nachhaltig durch widderhornartige Aufsätze und die Aufrichtung eines Kreuzes eingegriffen. Die einfach und klare verglasten Fenster wurden durch bunte

Bleiverglasung ersetzt.

 

Rückbesinnung

Mitte der 20er Jahre des 20.Jahrhunderts versuchte man, zumindest in der farblichen Gestaltung der Kanzelwand, der Empore und des Gestühls, sich so gut es ging, der Schinkel'schen Fassung wieder anzunähern. Zudem wurden die bunter Verglasung, die "Hörner" und das Kreuz auf der Kanzelwand wieder zurückgenommen. Auch ersetzte man die leidige Gas- durch eine Warmluftheizung und ging zu elektrischer Beleuchtung über.

Schwerwiegend waren die Setzungserscheinungen im Kircheninneren. Während die Außenmauern standfest gegründet waren, wurde der Fußboden einfach über Bauschutt angelegt, der auf dem sumpfigen Untergrund lag. Durch die Änderung des Grundwasserspiegels war es stellenweise zu Absenkungen von bis zu 10 cm gekommen, die notdürftig ausgeglichen wurden.

 

Die schnelle Aufheizung der Kirche durch die Gasheizung hatten schließlich die Orgel so weit ruiniert, das sie als irreparabel gelten mußte. Aus noch verwertbaren Teilen konstruierte die benachbarte Orgelbaufirma Schuke ein kleines Instrument, das sich später schrittweise erweitern ließ.

 

Der II. Weltkrieg

Dem Bombenangriff am 14. April 1945 fiel fast die gesamte Bebauung des südlichen Bassinplatzes zum Opfer, die Französische Kirche überstand den Krieg äußerlich vergleichsweise wenig beschädigt, während das Französische Quartier weitgehend zerbombt wurde. Lediglich die Fenster, die durch den Luftdruck der Bombenexplosionen in unmittelbarer Nachbarschaft in das Kirchenschiff hineingedrückt worden waren, mußten erneuert werden.

Die Kirche wurde dann noch Jahre mit der Heilig-Geist-Gemeinde, die ihre Kirche im Krieg verloren hatte, genutzt.

Fortschreitend stellten sich jedoch kriegsbedingte Folgeschäden ein. Besonders die Kuppel war teilweise rissig geworden. Das eintretende Wasser führte in der Folge zu Putzabstürzen in den Kirchenraum. Auch der Außenputz war brüchig geworden. Die

provisorischen Fenster erwiesen sich zudem als zunehmend undicht.

 

Die DDR-Zeit

Zu Sicherungsarbeiten an der mehr und mehr in Mitleidenschaft gezogenen Kirche konnte es so gut wie nicht kommen, da staatlicherseits keine Baukapazitäten bereitgestellt wurde und die Heilig-Geist-Gemeinde sich auf die Nikolaikirche hin orientierte, die sich im Wiederaufbau befand. Unsere Gemeinde wurde damals allseits als perspektivlos angesehen.

Mitte der 60er Jahre wurde die Französische Kirche schließlich wegen Baufälligkeit gesperrt. Fortan geriet sie öffentlich in Vergessenheit. Gemeindemitglieder haben aber nie aufgehört, um ihre Wiederbelebung zu ringen.

Ein erster Erfolg wurde 1985 verbucht, 300 Jahre nach Ankunft der ersten Hugenotten in Brandenburg. Das Jubiläum ermöglichte die Sanierung der Hülle, die allerdings so mangelhaft ausgeführt wurde, daß sie mittlerweile schon wieder erneuert werden mußte.

Noch zu DDR-Zeiten im Jahr 1989 gewannen wir die Pressestiftung Tagesspiegel aus West-Berlin, Ihren Beitrag zur 1000-Jahr-Feier Potsdams unserer Kirche zugute kommen zu lassen. Ab 1989 flossen uns daraufhin über 4 Jahre insgesamt 400.000 DM zu.

 

Instandsetzung der Französischen Kirche in den Jahren 1990 bis 2003

Die Mittel der Pressestiftung Tagesspiegel  wurde zu einem wesentlichen Impuls. Sie erlaubten uns auch öffentliche Fördermittel zu gewinnen.

1991 begann die schrittweise Renovierung mit der Sicherung der Kuppel und der Gründung des Fußbodens auf Pfählen. Seit

1993 finden - zunächst auf der Baustelle - wieder Gottesdienste, Konzerte und weitere Veranstaltungen in der Kirche statt.

2000 wurde die renovierte Barockorgel wieder in Dienst gestellt und eine Fußbodenheizung installiert.

2002 gelang die Restaurierung der Schinkel'schen Kanzelwand und Empore.

2003, auf den Tag genau 250 Jahre nach Indienstnahme der Kirche wurde die Instandsetzung der Kirche mit der Ersetzung der provisorischen Fenster aus der Nachkriegszeit und der restauratorischen Farbfassung des Innenraums abgeschlossen.

 

Die Französische Kirche nutzen wir zeitgemäß als eine reformierte Gemeindekirche. Sie soll den ihr gebührenden Stellenwert in Potsdam zurück erhalten. Dazu streben wir immer noch an, die Französische Kirche wieder in den Bassinplatz einzubinden.

 

Über 40 Jahre mühten sich Gemeindemitglieder in umfangreicher ehrenamtlicher Arbeit und mit zahlreichen Spenden um den Erhalt und die Instandsetzung ihrer Kirche.

Seit 1990 warben wir über 1.125.390 an Spenden ein. Pro Gemeindemitglied kamen wir durchschnittlich mit über 2.000 für die Bauarbeiten auf.

Damit wiederum wurden über 505.610 öffentlicher Förderung möglich. Besondere Unterstützung erhielten wir durch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, das Land Brandenburg und seine Landeshauptstadt Potsdam.

 

Entscheidend für die abschließende Bauphase war die große Unterstützung durch Ernst Naumann aus Ahrensburg, der die Originalität der Französischen Kirche und die guten Möglichkeiten ihrer zeitgemäßen Nutzung schon im baufälligen Stadium erahnte und durch großzügige Gaben die wesentlichen Impulse für die Renovierung der Kirche und der Orgel gab.

 

 

 

Zur Geschichte der Französisch-Reformierten Gemeinde Potsdam zwischen 1662 und 1953 

Manoury, Karl

 

Friedrich der Große und die Religion –  Wohltäter oder Totengräber?

Peter Zimmerling

 

Die sonderbare Geschichte der Französischen Gemeinde zu Potsdam - Ein Rückblick 1973 

Rutenborn, Günter

 

Das königliche Geschenk - 250 Jahre Französische Kirche 

Kamp, Silke

 

Potsdamer in der Französischen Kirche am 23.September 1753 

Kamp, Silke

 

Die Französische Kirche in Potsdam 

Leonhäuser, Johann

 

Die Französischen Kirche und das Wasser 

Kamp, Silke

 

 

 

 

   

 

   

 

   

 

   

 

Stand: 19. Februar 2020

 

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